Das Weihnachtsgeheimnis des Hallenstadions
Es war der 24. Dezember, und im Hallenstadion Zürich herrschte ungewohnte Stille. Normalerweise war hier immer etwas los – Konzerte, Shows, Messen –, aber an diesem besonderen Abend war alles ruhig. Die Scheinwerfer waren ausgeschaltet, die Tribünen leer, und selbst der Wind schien sich zu scheuen, die Türen zu bewegen.
Halli, der kleine Wichtel, der im Hallenstadion lebte, genoss die Stille. Während der turbulenten Eventtage war er für die kleinen Dinge verantwortlich, die niemand bemerkte: Er sorgte dafür, dass Mikrofone nie ausfielen, Kabel sich nicht verhedderten und alle Getränkeautomaten perfekt funktionierten. Doch heute war sein freier Abend – oder das dachte er zumindest.
Kurz nach Mitternacht hörte Halli ein seltsames Geräusch. Es kam aus der grossen Arena, die normalerweise abgeschlossen war. Vorsichtig schlich er durch die Gänge und spähte durch eine Tür. Was er sah, liess ihn staunen: Mitten in der Arena stand ein riesiger Weihnachtsbaum, der vorher nicht da gewesen war.
Doch es war kein gewöhnlicher Baum. Er war aus den seltsamsten Dingen zusammengesetzt: Gitarren, Lautsprecher, Scheinwerfer und sogar Konzertplakate bildeten die Äste. Statt Kugeln glitzerten kleine CDs im Licht, und auf der Spitze thronte eine goldene Nebelmaschine, die in leichten Schwaden funkelnde Wolken verströmte.
„Was ist das denn?“ murmelte Halli, als er die Szene betrat.
„Das ist unsere Art, Weihnachten zu feiern!“ Eine fröhliche Stimme ertönte, und plötzlich tauchte eine Gruppe von kleinen Wesen auf. Es waren keine Wichtel, sondern winzige Geister, die aus den Erinnerungen an all die grossartigen Momente im Hallenstadion entstanden waren.
„Wir sind die Geister der Shows“, erklärte der Anführer, ein kleiner, funkelnder Geist, der wie eine Discokugel aussah. „Jedes Jahr in der Weihnachtsnacht kommen wir zusammen, um die Magie der Erinnerungen zu feiern.“
Halli war beeindruckt. „Aber wie ist der Baum hierhergekommen? Und warum hat mir niemand davon erzählt?“
„Der Baum entsteht aus den besten Momenten, die das Hallenstadion erlebt hat. Jedes Stück steht für eine Erinnerung – ein legendäres Konzert, ein unvergesslicher Applaus, ein unglaublicher Lichtmoment.“ Der Geist deutete auf eine alte Gitarre. „Das ist von einem Konzert, das die Menschen noch Jahre später besungen haben. Und dieser Scheinwerfer dort? Der hat einmal einen magischen Regenbogen erzeugt.“
Halli war begeistert. „Das ist unglaublich! Aber was kann ich tun? Ich will helfen!“
Die Geister strahlten. „Du bist der Hüter dieses Ortes, Halli. Du hältst die Magie am Leben, indem du dafür sorgst, dass alles reibungslos läuft. Heute Nacht kannst du mit uns feiern – und vielleicht fügst du deine eigene Erinnerung hinzu.“
Halli dachte kurz nach. Dann kletterte er zu einer alten Kiste und zog ein winziges Glöckchen hervor. Es war das Glöckchen, das am ersten Weihnachtskonzert im Hallenstadion benutzt worden war, vor vielen Jahren. Mit einem feierlichen Schwung platzierte er es an den Baum. Als er es sanft anstupste, erklang ein reiner, klarer Ton, der sich durch die gesamte Arena ausbreitete.
In diesem Moment leuchtete der Baum heller als je zuvor. Die Geister jubelten, und Halli spürte, wie die ganze Arena mit Wärme und Magie erfüllt wurde.
Am nächsten Morgen war der Baum verschwunden. Doch als die Mitarbeitenden des Hallenstadions eintrafen, fanden sie eine kleine, goldene Spur glitzernden Staubs und das Glöckchen, das in der Mitte der Bühne lag. Niemand wusste, was genau passiert war, aber alle spürten, dass das Hallenstadion in dieser Nacht ein ganz besonderes Weihnachtswunder erlebt hatte.
Ende.